Startups for Tomorrow Festival 2025 – Impact trifft auf Inspiration


Ein Artikel von Sandra Strixner

Am 9. September 2025 fand zum zweiten Mal das Startups for Tomorrow Festival statt – ein Event, das längst mehr ist als nur ein Treffpunkt für die Startup-Szene. Der von Startups for Tomorrow e.V. organisierte Tag vereinte Gründer:innen, Investor:innen, Aktivist:innen und Vordenker:innen aus ganz Deutschland, die zeigen, dass Umsatz und gesellschaftlicher Mehrwert kein Widerspruch sein müssen.

Der Verein wurde 2020 gegründet, mit dem Ziel, Unternehmen und Projekte zusammenzubringen, die mit innovativen Produkten und umweltbewussten Alternativen ein besseres Morgen gestalten wollen. Die Mission: eine faire und moderne Gesellschaft, die Mensch und Umwelt gleichermaßen respektiert – und dabei beweist, dass Profitabilität und Impact Hand in Hand gehen können.

So war es auch kein Zufall, dass das Festival Besucher:innen nicht nur aus der Münchner Umgebung, sondern auch aus Hamburg und Berlin anzog. Nachhaltige Brands wie everdrop oder die vegane Schokoladenmarke nucao stellten ihre Produkte aus, während Organisationen wie Homeless Entrepreneur Spenden sammelten, um obdachlosen Menschen neue Perspektiven zu eröffnen.

©️Startups for Tomorrow e.V.

Ein Startup gründen und die mentale Gesundheit dabei erhalten

Neben den vielen Ständen prägten vor allem die Keynotes, Panels und Deep Dives den Tag: inspirierende Vorträge von bekannten Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb der Startup-Szene. Besonders bewegend war das Panel „Wege zu mehr Stärke und Selbstfürsorge – Warum wir mehr über mentale Gesundheit reden müssen“.

©️Startups for Tomorrow e.V.

Hier diskutierten Björn Keune (Gründer, Acta.so und Yin & Yang Ventures), Katharina Mayer (Entrepreneur) und Florian Pachaly (Gründer, RECUP) offen über persönliche Tiefpunkte und die Bedeutung von Mental Health in der Startup-Welt. Ein zentraler Gedanke: Stärke bedeutet auch, sagen zu können: „Ich brauche eine Pause.“ Es ging darum, sich rechtzeitig vor einem Burnout aus dem operativen Geschäft zurückzunehmen, um langfristig gesund und wirksam bleiben zu können.

Das Publikum reagierte stark auf die Offenheit der Panel-Teilnehmer:innen – eine Stimme brachte es auf den Punkt: „Das ist so wichtig! Danke für dieses Thema – aber warum findet so etwas nicht auf der Hauptbühne statt?“ Eine berechtigte Frage, die zeigt, dass Mental Health längst ins Zentrum solcher Veranstaltungen gehört.

Ebenso kontrovers und spannend diskutiert wurde das Panel „Marketing und Moral: Wie Unternehmen ihre Haltung richtig kommunizieren“. Hier berichtete unter anderem Polina Sergeeva, Gründerin von Menstruflow, wie sie mit ihrem Schild „Periode ist normal“ selbst in öffentlichen Räumen aneckt, oder Raphael Fellmer von Sirplus, der eindrücklich zeigte, wie gerettete Lebensmittel Millionen von Menschen ernähren könnten.

©️Startups for Tomorrow e.V.

Das Festival bot aber nicht nur Inspiration, sondern auch konkrete Deep Dives mit praxisnahen Insights zu Themen wie CSR, Marketingstrategien und Business Development. Im Networking-Raum wurde intensiv diskutiert, kooperiert und geplant – genau das, was Startups und Changemaker:innen brauchen, um aus Ideen echte Wirkung werden zu lassen.

Für mich als Gründerin des Brain Food Magazins war es eine besondere Ehre, Teil dieses Events zu sein und spannende Persönlichkeiten live zu erleben. Besonders freue ich mich, dass ich die Gelegenheit hatte, ein Gespräch mit Constantin Schmutzler zu führen – ein Interview, das ich hier im Anschluss teilen möchte.

Interview mit Constantin Schmutzler

©️Startups for Tomorrow e.V.

Interview zwischen Sandra Strixner vom Brain Food Magazin und Tino Schmutzler von Startups for tomorrow

Gründung & Entwicklung

Sandra: Der Verein wurde 2020 gegründet. Was war der erste Anstoß dafür?

Constantin: Die Idee hinter der Gründung war, dass sich etwas mehr als eine Handvoll Unternehmen – das war so kurz vor September 2020 – überlegt haben, eine Gegenstimme zur aktuellen Wirtschaft zu sein. Denn damals wurden Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Transparenz stark in den Hintergrund gedrängt. Gleichzeitig sollte es darum gehen, dass sich die Mitglieder untereinander austauschen können, durch praktisches Wissen.

Das waren im Wesentlichen zwei, vielleicht drei Motive: Erstens, eine Gegenstimme in der traditionellen Wirtschaft. Zweitens, Austausch untereinander. Und drittens: Wenn wir besser bezahlen und fairer produzieren wollen, dann lasst uns zumindest die Synergien nutzen, die entstehen, wenn wir es gemeinsam tun.

So entstand ein Verein, der sich institutionalisierte – damit das Ganze auch wirklich ernst ist. Aber damit war es auch so, dass die Offenheit, zumindest was interne Belange betrifft, etwas zurückging. Man sagte dann: „Wir sind jetzt eine Familie.“ Zumindest würde ich es so ausdrücken. Vielleicht hat das manche auch etwas abgeschreckt. Aber die Absicht war nie, daraus ein Riesending zu machen.

Irgendwann wurde ich gefragt, ob es nicht okay wäre, wenn ich das übernehme – und so kam es dazu.


Sandra: Okay, dann bist du also erst später eingestiegen?

Constantin: Genau. Drei Jahre nach der Gründung. Ich hatte ja immer schon gesagt: „Lasst uns was machen.“ Als ich dann gesehen habe, dass sie jemanden suchen, der den Verein weiterentwickelt, habe ich gesagt: „Dann lasst es uns probieren.“

Sandra: Was würdest du aus deiner Sicht sagen – welche Meilensteine hast du in dem Verein gesehen oder vielleicht sogar schon erreicht?

Constantin: Das erste Jahr, also ab Mitte 2023, war ein Jahr der Stabilisierung. Da ging es darum, in einer Zeit, in der es vielen Impact-Unternehmen nicht sehr gut ging und die Mitgliederzahl zurückging, diesen Trend aufzuhalten. Das konnte man erreichen, indem man besondere Anreize setzt oder auch bestimmte Deadlines nach hinten schiebt – je nachdem, was nötig war.

Das zweite Jahr, also 2024, war dann das Jahr der Professionalisierung. Es ging darum, den vorhandenen Grundstock so vorzubereiten, dass wir im dritten Jahr – 2024/25 – ein echtes Wachstum erreichen konnten.

Das dritte Jahr würde ich also als das Jahr des Wachstums beschreiben: mehr Mitglieder, mehr Angebote. Außerdem haben wir jüngeren Startups die Möglichkeit eröffnet, Teil des Vereins zu werden. Früher war das eigentlich ausgeschlossen – historisch gesehen wollte man sich nur auf Unternehmen einlassen, die schon eine gewisse Größe hatten.


Sandra: Was sind typische Hürden, vor denen viele der nachhaltigen Start-ups stehen? Gibt es da Gemeinsamkeiten?

Constantin: Das Business-Modell ist ein ganz großes Fragezeichen. Oft wollen wir die Welt zu einem besseren Ort machen – und erst im Laufe des Gründungsprozesses oder in den ersten Jahren wird einem bewusst, dass das natürlich mehr kostet. Je mehr Impact man haben will – auf gesellschaftlicher Ebene, auf Produktebene, auch wenn es um Mitarbeitende und faire Bezahlung geht – desto teurer wird es. Da gibt es schon die ersten Wachstumsschmerzen oder einen echten Reality-Check.

Ganz aktuell – ich würde sagen, das wurde schon im letzten Jahr deutlich – ist es außerdem so: Wenn Unternehmen sich nicht aus ihrer Impact-Bubble herausbewegen und ihre Botschaften weiterentwickeln, sich also auch für die Masse öffnen, dann sind sie nicht überlebensfähig. Das ist meine persönliche Sicht auf die Dinge.

Ich bin deswegen ein großer Fan von Nachweisbarkeit. Hier auf dem Festival ist ja auch Professor Dr. Johanna Gollnhofer, die das wissenschaftlich belegt hat. Du kannst nicht nur sagen: „Das ist eine tolle Tasse.“ (Tino zeigt auf den vor ihm stehenden ReCup-Becher) – sie muss auch wirklich cool sein.

Eigentlich sollten sich die Botschaften immer weiterentwickeln: Du musst im Kern ein starkes, greifbares Produkt haben. Alles Weitere ergibt sich daraus. Wir leben in Zeiten, in denen du eine starke Brand und eine Anziehungskraft brauchst, die auch Krisen übersteht. Und damit einhergehend müssen sich die Botschaften weiterentwickeln, damit man aus der Bubble rauskommt und echte Sicherheit gewinnt.

Vision & Mission

Sandra: Nehmt ihr ausschließlich Firmen auf, die im Nachhaltigkeitsbereich tätig sind oder sind da auch welche dabei, die einen reinen sozialen Impact haben?

Constantin: Früher hat man im Verein das Wort Nachhaltigkeit sehr stark und sehr oft verwendet. Das Wort Impact kam zwar schon vor, wurde aber erst später wirklich prominent genutzt – nämlich um auch alle weiteren Möglichkeiten des sozialen, gesellschaftlichen und politischen Engagements einzuschließen.

Das haben wir bewusst auf mehreren Ebenen gemacht. Es gab nämlich eine Zeit, in der man schnell durch den Kakao gezogen wurde, wenn man seine Worte nicht halten konnte. Deshalb haben wir unsere Botschaften auf den Prüfstand gestellt und weiterentwickelt, um inklusiver zu sein.

Das sieht man auch an den Startups. Ein Beispiel ist WIWIN, die vor allem Ideen finanzieren, die generell Impact haben. Oder holi, eines unserer neuesten Mitglieder: Da geht es um gesellschaftlichen Zusammenhalt und sozialen Impact – nicht um ökologische Nachhaltigkeit. Daran merkt man gut, wie sich der Verein entwickelt.

Wenn man es auf den Punkt bringt, geht es uns auch um die Maximierung von Synergien. Das hat viel mit der Kraft der Gemeinschaft zu tun – und gleichzeitig damit, möglichst viele Unternehmen erreichen zu können. Es ist immer ein Spagat: Wir sind ein qualitatives Netzwerk, kein Lobbyverein, und nicht jeder kommt einfach rein. Neue Mitglieder werden sorgfältig geprüft.

Gleichzeitig schaffen wir Angebote wie das Festival oder eine Roadshow durch ganz Deutschland. So geben wir auch Menschen außerhalb des Kernnetzwerks die Möglichkeit, Teil dieser Community zu sein.


Sandra: Was unterscheidet euch von anderen Netzwerken?

Constantin: Man könnte uns inzwischen fast als eine Art Agentur bezeichnen. Das bedeutet: Wir arbeiten sehr operativ und versuchen die Herausforderungen unserer Unternehmen so gut zu verstehen, dass wir ihnen konkrete Lösungen anbieten können – entweder im eigenen Netzwerk oder darüber hinaus.

Das zeigt sich zum Beispiel in Weiterbildungen, die jemand aus dem Netzwerk anbietet, der ein Thema besonders gut beherrscht. Oder wir laden externe Expert:innen ein. Oft geht es um ganz praktische Fragen wie: „Habt ihr Erfahrungen mit diesem CRM-Tool gemacht?“ oder „Wer kann uns bei diesem Problem helfen?“ Im Vergleich zu anderen Netzwerken stimmen wir unsere Angebote sehr stark darauf ab, wie es den Unternehmen gerade geht und was sie sich wünschen.

Wir sind im regelmäßigen Austausch – nicht nur mit den Mitarbeitenden, sondern auch mit den Gründer:innen. Wenn sie offen genug sind, ihre Situation mit uns zu teilen, wissen wir ziemlich genau, wie es den Unternehmen geht. Und daraufhin können wir sehr gezielt Lösungen anbieten.

Früher stand das gemeinsame Laut-Sein und Rausgehen mehr im Vordergrund – das ist auch heute noch wichtig. Aber die Rolle als Wachstumsbegleiter ist immer zentraler geworden. Gerade wenn Startups schon länger dabei sind, kommt die Frage: „Und was bringt es uns jetzt noch? Was können die für uns tun?“ – und genau da setzen wir an.

Wir helfen zum Beispiel beim Thema Effizienz: Wie kann man Geld sparen? Wie können wir besser zusammenarbeiten?Ganz konkret verhandeln wir sogar Softwareverträge für unsere Mitglieder. Das ist dann wirklich operativ und sehr effizient getrieben.

Das macht uns auf jeden Fall besonders. Ein vergleichbares Netzwerk kenne ich bislang nicht – auch wenn es das irgendwo vielleicht geben mag.

Vereinsleben & Mitglieder

Sandra: Wie läuft denn der Aufnahmeprozess ab – und gibt es spezielle Kriterien?

Constantin: Gegründet wurde der Verein 2020 von Unternehmen, die damals – soweit ich mich erinnere – schon im Millionenumsatz-Bereich lagen. Auf dieser Basis war man bei der Aufnahme neuer Mitglieder zunächst sehr vorsichtig. Da ging es vor allem darum: Wer kennt wen? Machen die etwas im Bereich Nachhaltigkeit oder Impact? Und dann hat man überlegt, ob es passt. Das war früher ein sehr restriktiver, durchaus subjektiver Prozess.

Heute gibt es immer noch subjektive Kriterien, aber wir arbeiten daran, das objektiver zu gestalten. Ein wichtiger Schritt war die Einführung unserer Mitgliedsbeiträge nach dem Solidaritätsprinzip: Die Höhe richtet sich nach dem Umsatz und hat drei Stufen – sechsstellig, siebenstellig, achtstellig. Was man als Mitglied dafür bekommt, unterscheidet sich nur marginal.

Wenn ein Startup Interesse hat, Mitglied zu werden, füllt es zunächst einen Fragebogen aus. Darin geht es um verschiedene Kennzahlen und Maßnahmen: Engagement in Sachen Diversity, vorhandene Zertifizierungen, Mitarbeiterzahl, Umsatz – all das hilft uns bei der Einordnung. Denn: Je mehr Mitarbeitende ein Unternehmen hat, desto vielfältiger sind auch die Möglichkeiten, von unserem Netzwerk zu profitieren.

Es gibt aber auch spannende Gegenbeispiele: Ein sehr kleines Unternehmen wie OYESS – nur fünf Leute, die hocheffizient arbeiten – macht Multimillionenumsätze. Das zeigt, was heute möglich ist, und vermutlich wird das in Zukunft mit KI noch verrückter. Hätten sie zehn Leute, könnten gleich fünf Departments von unseren Angeboten profitieren – aber auch so ist das beeindruckend.

Nach dem Fragebogen wird das Unternehmen den Mitgliedern zur Abstimmung gestellt. Jedes Mitgliedsunternehmen hat eine Stimme, und mit einer Zweidrittelmehrheit kann ein neues Mitglied aufgenommen werden.

Wir haben zwischendurch versucht, ein Assessment zu entwickeln, um die Kriterien stärker zu quantifizieren – angelehnt an B Corp mit ihrem Punktesystem. Aber wir haben schnell gemerkt: Es ist in der Praxis unglaublich schwer, immer zu gleichen Ergebnissen zu kommen, auch mit KI. Schon kleine Unterschiede führen zu völlig anderen Resultaten. Deshalb haben wir dieses System wieder auf Eis gelegt.

Am Ende verlassen wir uns auf eine Mischung: Ja, wir wollen objektiver werden – aber wir vertrauen auch dem Bauchgefühl und dem Know-how in unserem Netzwerk. Durch die Vielfalt der Branchen haben wir eigentlich immer mindestens eine Person, die ein Thema wirklich tief versteht und einschätzen kann, ob ein Unternehmen mehr Schein als Sein ist oder ob die Kommunikation das Produkt auch tatsächlich widerspiegelt.

Rückblickend finde ich diesen Weg immer noch eine gute Herangehensweise. Aber klar: Nach dem Festival werden wir uns dem Thema „Objektivierung“ sicher noch einmal intensiver widmen.

Impact & Reichweite

Sandra: Kannst du uns ein Beispiel nennen, wo ein Unternehmen durch eure Hilfe eine Hürde überspringen konnte – etwa neue Mitarbeitende gefunden hat oder anders unterstützt wurde?

Constantin: Das schönste aktuelle Beispiel ist unsere Impact Roadshow. Da arbeiten wir mit Mitgliedsunternehmen zusammen, um gemeinsam in die Öffentlichkeit zu gehen – und geben auch Nicht-Mitgliedsunternehmen eine Bühne. Wir unterstützen sie durch Netzwerkformate und Rolemodels.

Ein Beispiel war Köln: Dort hatten wir Investor:innen und Corporates vor Ort. Und wir sehen jetzt schon, dass aus den Matches, die wir gemacht haben, echte Zusammenarbeit entsteht. Startups, die sich ohne uns wahrscheinlich nie begegnet wären, haben sich dort kennengelernt. Daraus entwickelt sich zum Beispiel gerade ein Pilotprojekt. Mit der Kraft von SFT entsteht da Vertrauen – auch gegenüber Nicht-Mitgliedern. Und das zeigt uns, dass unser Netzwerk belastbar ist und schon echte Erfolge bringt.

Natürlich gibt es auch andere Erwartungen: Manche Unternehmen kommen zu uns, weil sie sehen, dass über unseren Newsletter ein Startup plötzlich viel Aufmerksamkeit oder Umsatz bekommen hat. Aber das ist nicht der Grund, warum man bei Startups for Tomorrow Mitglied wird. Deshalb sind wir in unserer Kommunikation auch sehr vorsichtig – es ist individuell, und der Markt verändert sich sehr schnell.

Ein schönes Beispiel aus 2024 ist happybrush: Sie hatten damals eine große Menge Kaugummis, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums standen. Anstatt sie wegzuwerfen, haben wir sie über die Mitgliedsunternehmen verteilt, indem sie den Paketen beigelegt wurden. So wurden die Produkte verschenkt – und mussten nicht entsorgt werden.

Ein weiteres Feld, in dem wir unterstützen, sind Kosteneinsparungen. Gerade in schwierigen Zeiten werden Unternehmen sensibler für ihre Kostenstrukturen. Wir verhandeln zum Beispiel mit Softwareanbietern, um bessere Konditionen zu erzielen. Da haben wir schon tolle Ergebnisse gehabt – und fangen eigentlich erst richtig an.

Und ein sehr greifbares Beispiel: Ein Videograf war bei einem Unternehmen nicht mehr so stark ausgelastet, weil sie weniger Content brauchten. Das Unternehmen konnte oder wollte ihn nicht mehr fest anstellen. Über unser Netzwerk haben wir gemerkt, dass viele Startups regelmäßig Videocontent brauchen – aber dafür hohe Freelancer-Kosten zahlen. Also haben wir ihn im Verein angestellt. Dadurch sparen die Unternehmen Geld, und er ist gleichzeitig ausgelastet. Wir sind da quasi wie eine kleine Agentur eingesprungen.

Das ist inzwischen eine richtige Erfolgsstory geworden. Und wir überlegen weiter: Was könnte die nächste Stelle sein, die wir so lösen? Vielleicht im Bereich HR? Vielleicht CSR? Vielleicht eine Position, die bei einem Unternehmen nicht ganz ausgelastet ist, aber durch den Verein für viele nutzbar gemacht werden kann. Genau diese Geschichten sind es, die unser Verein schreibt.


Sandra: Gibt es bei euch so etwas wie eine Vision für die nächsten fünf Jahre oder andere Ziele, die ihr euch gesteckt habt?

Constantin: Wir würden gerne noch mehr Mitgliedsunternehmen aufnehmen und es schaffen, dass wir nicht nur vereinzelt Unternehmen durch Events oder das Festival weiterhelfen. Stattdessen möchten wir – so wie in den Geschichten, die ich dir erzählt habe – regelmäßiger unterstützen. Ein bisschen wie ein klassischer Verein, bei dem mehr Startups die Möglichkeit haben, teilzunehmen.

Unsere Vision ist also, noch mehr Unternehmen zu helfen und den Austausch weiter zu verstärken.

Gleichzeitig muss man aber sagen: Wir sind ja selbst fast noch wie ein Startup. Es ändert sich ständig etwas. Und da wir ein demokratisch aufgestellter Verein sind, gibt es nur wenige Entscheidungen über die Köpfe der Mitgliedsunternehmen hinweg. Realistisch planen wir deshalb eher in Zeiträumen von sechs bis zwölf Monaten.

Trotzdem wäre es schön, wenn wir einen Weg finden, die Stimme von Startups for Tomorrow in der Wirtschaft weiter wachsen zu lassen und ihr noch mehr Relevanz zu geben. Gerade in den aktuellen Zeiten ist das wichtig. Und wir wollen zeigen, dass es möglich ist, wenn sich Unternehmen zusammenschließen, um gemeinsam ein Vorbild zu sein.


Sandra: Was würdest du Gründer:innen raten, die gerade mit einer nachhaltigen Idee starten wollen? Vielleicht haben sie noch kein Millionenunternehmen, aber schon eine tolle Vision. Was macht man als Erstes in dieser Position?

Constantin: So schwer es klingt: Träume platzen, wenn man das Geschäftsmodell nicht mitdenkt. Wir brauchen unbedingt viele Unternehmen, die sich sozial stark engagieren, weil sie unsere Gesellschaft besser machen. Aber ich kenne keinen reinen Sozialunternehmer, der nur von Förderungen lebt und sagt, er hätte gleichzeitig ein stabiles, finanziell entspanntes Leben. Er mag ein erfülltes Leben haben – aber die Business-Seite ist unfassbar schwer.

Ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich einen gemeinnützigen Accelerator aufgebaut habe. Wir sind eine Zeit lang nur über Fördermittel gegangen – und das war extrem herausfordernd.

Deshalb ist mein Rat: Fangt mit dem Business-Modell an. Die Idee ist wichtig, aber ihr müsst wissen, wie ihr Geld verdient. Ganz plakativ gesagt: Spenden sind kein Business-Modell.

Sandra: Danke für diese ehrlichen und wichtigen Worte.


©️Startups for Tomorrow e.V.

Am Abend stand die Pitch Night der Founders League auf dem Programm: Vier Startups hatten jeweils drei Minuten Zeit, ihre Idee vor einer hochkarätigen Jury und dem Publikum zu präsentieren. Das Startup eco:fibr überzeugte mit seiner Innovation, aus Ananaspflanzen umweltfreundlichen Zellstoff herzustellen – und gewann den Preis des Abends: 3.000 Euro Startkapital sowie ein Coaching von SAP.