Warum Körperarbeit und Körpertherapie heutzutage immer wichtiger werden


Bodywork, Körperarbeit, Körpertherapie. Das ist doch alles dasselbe, oder?!

Das dachte ich am Anfang meiner Recherche auch und wurde eines Besseren belehrt. Die Suche online half nur teilweise, denn anstatt einer tatsächlichen Begriffserklärung, fand ich nur verschiedene Angebote zum jeweiligen Begriff. Da ich jedoch unbedingt für mich klare Erklärungen finden wollte, gab ich nicht auf. Und siehe da – je tiefer ich in die Materie tauchte desto feiner wurden die Nuancen der einzelnen Begriffe. Hier findest Du meine persönlichen Definitionen.

Bei der Suche nach dem Begriff Bodywork auf Google habe ich folgende Erklärung im Collins Wörterbuch gefunden:

any form of therapy in which parts of the body are manipulated, such as massage

Da ich selbst Körperarbeit und Körpertherapien verschiedener Art in meiner Praxisarbeit anbiete, kam diese Auslegung meiner Suche am nächsten. Frei übersetzt bedeutet Bodywork demnach:

jede Form der Therapie, bei der Teile des Körpers beeinflusst werden, wie z. B. durch Massage

Mir scheint, dass aktuell jeder, der in irgendeiner Form mit Arbeiten oder Bewegungen oder Veränderungen am Körper zugange ist, dieses neue Wort Bodywork für sich beansprucht und neu zu definieren versucht. Ein Definitionsmix, der mir absolut nicht zusagte. Deswegen habe ich mich von sämtlichen bereits vorhandenen Begriffserklärungen gelöst und mich gefragt, was denn Bodywork für mich persönlich ist. Zunächst einmal ist Bodywork für mich dasselbe wie Körperarbeit. Das deutsche Wort Körperarbeit klingt lediglich weniger elegant, weswegen es gerne durch die englische Bezeichnung Bodywork ersetzt wird. Als Bodywork oder Körperarbeit bezeichne ich ganz allgemein die Arbeit mit dem menschlichen Körper. Dabei spielt es in meiner eigenen Definition keine Rolle, ob der Mensch die Arbeit am Körper selbst ausführt und aktiv am eigenen Körper arbeitet, z. B. in Form einer Selbstbehandlung. Oder ob die Arbeit am Körper ausgeführt und passiv am Körper gearbeitet wird, indem ein anderer am Körper wirkt. Fakt ist, dass sich ein körperlicher Faktor gezeigt hat, der entweder als einschränkend, störend, unpassend, unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden wird. Dieser körperliche Faktor ist denn auch der Grund, warum der Mensch sich bewegt, und etwas unternimmt, um diese Situation zu verändern.

Wird bei Bodywork oder Körperarbeit mit den Händen berührt?

Diesen Aspekt fand ich bei meiner Recherche ebenso interessant. Bodywork oder Körperarbeit KANN durch Berühren vonstattengehen, es ist jedoch kein MUSS. So gibt es inzwischen genügend Formen von Arbeit am Körper, bei denen nur sehr wenig oder gar nicht berührt wird. Typische Beispiele hierfür sind Yoga, Tai-Chi, Qigong oder Feldenkrais. Als Gegenbeispiele für Arbeiten am Körper mit Berührung durch Hände kann ich verschiede Massagetechniken, Craniosacrale Körperarbeit, Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik nennen. Beides – ob nun mit Händen oder ohne Hände – gehört definitiv zu Bodywork oder Körperarbeit am Menschen.

Und was ist jetzt Körpertherapie?

Laut Wikipedia kann Körpertherapie wie folgt definiert werden:

Körpertherapie (häufig synonym mit Körperpsychotherapie verwendet) bezeichnet Behandlungsmethoden zur Verbesserung von Körperhaltungen und Bewegungsabläufen. Je nach Methode werden spezielle manuelle Techniken, ähnlich wie bei der Massage oder der Physiotherapie oder Anleitungen zur Schulung von Haltungen und Bewegungen oder Mischformen von manuellen Techniken und Anleitungen angewendet. Fast alle Körpertherapiemethoden betonen die Bedeutung psychosomatischer Wechselwirkungen und gehen davon aus, dass die Körpertherapie positive psychische Veränderungen bewirkt. Im Unterschied zur Körperpsychotherapie sind körpertherapeutische Behandlungen aber nicht unbedingt in ein psychotherapeutisches Konzept eingebettet.

Körperarbeit kann Massage sein
photo: conscious-design-ubeslMfS1lk-unsplash

Ich fand die obige Definition sehr treffend, weswegen ich sie an dieser Stelle übernehme. Für mich wird Körpertherapie dann notwendig, wenn Bodywork oder Körperarbeit nicht mehr ausreicht bzw. komplett übersprungen wurde. Es ist inzwischen unter Therapeuten bekannt, dass sich der heutige Mensch nicht mehr gut (genug) spürt. Deswegen passiert es immer häufiger, dass körperliche Anzeichen – oben als körperliche Faktoren genannt – überfühlt werden. Mit Überfühlen meine ich, dass die körperlichen Faktoren, die uns das eigene Frühwarnsystem mitteilt, nicht beachtet werden. Somit haben sie freie Bahn, um sich zu Körpersymptomen weiterzuentwickeln. Körpersymptome sind demnach verstärkte, laut gewordene körperliche Faktoren, die der Mensch nicht mehr missachten kann, weil sie ihn bereits in irgendeiner Form einschränken. Diese Symptome können sowohl rein körperliche Ursachen haben, es ist jedoch auch durchaus möglich, dass sie aus dem geistigen oder seelischen Bereich herrühren und sich lediglich den Ausgang am Körper gesucht haben.

Das ist auch der Grund, warum inzwischen Körpertherapie synonym mit KörperPSYCHOtherapie verwendet wird. Denn immer öfter verbleiben die Symptome nicht am Körper, sondern gehen Wechselwirkungen mit Geist und Seele ein. Genau solche Symptome in Symbiose zeigen sich dann als psychische oder somatoforme Dysfunktionen mit einem körperlichen Schmerzausgang. Und hier komme ich nochmal auf den Begriff Bodywork und Körperarbeit zurück. Bodywork oder Körperarbeit aus der Sicht der Körpertherapie betrachtet, ist nicht mehr NUR Arbeit am Körper des Menschen. Sie verändert sich und bekommt einen ganzheitlichen Aspekt, der sich nun auf Körper, Geist und Seele ausbreitet. Und damit kommen wir an dieser Stelle zu den Dysbalancen dieser Ebenen. Längst ist die Dysbalance der Ebenen Körper, Geist und Seele zu einer neuen Krankheit geworden, die sich immer mehr ausbreitet. Die Gründe dafür sind sehr individuell und unterschiedlich.

Ist jeder automatisch Körpertherapeut, der Körpertherapie anbietet?

Diese Frage klar und deutlich zu beantworten, ist gar nicht so einfach, zumal der Begriff Therapeut heutzutage für vieles herhalten muss. Deswegen nähere ich mich schrittweise dem Begriff. Ein Therapeut (griechisch: der Behandler) ist ein Anwender therapeutischer Verfahren. Jeder Therapeut ist demnach ein Behandler, doch nicht jeder Behandler ist ein Therapeut und darf sich als solcher bezeichnen. Denn der Begriff Therapeut suggeriert, dass der Behandler eine heilkundliche Behandlung ausführen würde. Heilkunde betreiben im Sinne von Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden ist wiederum nur approbierten Ärzten und dem Heilpraktiker mit Erlaubnis (Heilpraktikerschein) vorbehalten. Eine Ausnahme bildet der Psychotherapeut. Insofern ist von der Begrifflichkeit her äußerste Vorsicht geboten, wenn die Bezeichnungen Therapeut und Heilkunde miteinander korrespondieren. Menschen, die Bodywork oder Körperarbeit oder schlichtweg Anwender therapeutischer Verfahren, die jedoch KEINE THERAPEUTEN sind, umgehen so gut es geht den Begriff. Einige weisen zusätzlich darauf hin, dass ihre Behandlungsmethode keinesfalls die Diagnose oder Behandlung eines Arztes oder eines Therapeuten ersetzen würde. Für mich arbeitet jeder Mensch therapeutisch, der den Menschen nicht nur einseitig, sondern ganzheitlich betrachtet. Jemand, der in der Lage ist, AUF den Menschen, IN den Menschen und HINTER den Menschen zu blicken, arbeitet in meinen Augen therapeutisch – ob der nun laut Gesetz approbiert ist oder die Heilerlaubnis besitzt.

Warum jegliche Arbeit am Körper heutzutage immer wichtiger wird

„Ich spüre mich nicht.“
„Ich weiß nicht, was Mitgefühl ist.“
„Ich kann gar nicht trauern.“
„Ich habe verlernt, wie weinen geht.“

Solche und ähnliche Aussagen häufen sich in meiner Praxisarbeit. Menschen wie Du und ich, die sich selbst in ihrem Sein nicht mehr spüren. Ein Mensch, der sich selbst nicht mehr spürt, kann wiederum weder Empathie noch Mitgefühl für andere Mitmenschen fühlen. So entstand Schritt für Schritt die Gefühlskälte, die auf unserer Welt herrscht.

Der Zugang zu uns selbst geht nun mal über den Körper. Der Körper, unser Leib, schwingt wie eine semipermeable Membran zwischen dem Außen und dem Innen – sprich zwischen der Außenwelt und unserem Innenleben. Diese Körpermembran kann jedoch nur frei schwingen, wenn wir fühlen können. Entgegen der viel und oft besungenen Feelgood-Gefühlswelt ist es viel wichtiger, dass Du DICH GUT FÜHLST und nicht unbedingt, dass Du Dich ständig gut fühlst, also demnach immer gut gelaunt bist. In meiner Körperarbeit in der Praxis merke ich, dass die Sinneswahrnehmung bei vielen Menschen nachgelassen hat. Bekanntlich haben wir Menschen 6 Sinne – Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen und den Gleichgewichtssinn. Erst im 19. Jahrhundert endeckten Forscher den Gleichgewichtssinn im Innenohr und dieser wird bei der Aufzählung unserer Sinne des Öfteren vergessen. Zwischen diesen 6 Hauptsinnen befinden sich noch andere Sinne, die bei gut schwingender Körpermembran wie ein Netz ineinander übergehen und dementsprechend auch ohne Übergang erlebt (gefühlt) werden. Selten erleben wir einen Reiz mit nur einem Sinnesorgan, richtig? 

Nehmen wir als Beispiel die Sonne. Die Sonne nimmst Du mit den Augen auf und siehst die Helligkeit. Mit der Haut und Du fühlst die Wärme oder Hitze. Mit der Nase und Du riechst den Sommer. Über die Nase schmeckst Du die Sommergenüsse. Mit dem Ausdehnen jeglichen Körpers durch die Wärme oder die Hitze hörst Du das Knistern. Und mit dem Gleichgewichtssinn, ob Du Dich gerade wohlfühlst. Allein durch das Lesen der obigen Sätze, durch meine lebendige Beschreibung, kann bei Dir ein Gefühl wach werden, was Du persönlich mit dem Begriff Sonne verbindest. Bei Menschen, die sehr feinfühlig oder feinspürig sind, kann es durch eine solche Beschreibung zu einer wahren Gefühlskaskade kommen. Bedenklicher finde ich diejenigen Menschen, die sich durch keine Beschreibung auf ein Gefühl einlassen können. „Ich fühle mich nicht. Ich fühle nur den Schmerz.“

Viele Menschen spüren sich nicht mehr, hier kann Körperarbeit helfen.
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Was ist da passiert, dass solche Menschen nur noch das Extrem – in diesem Fall den Schmerz – fühlen können? Wo sind die anderen Sinne und Gefühle geblieben, die alle von Geburt an alle Menschen haben? Wie fühlt sich das wohl an, NICHT FÜHLEN zu können? Von einer Patientin bekam ich einmal den Auftrag, sie durch meine Körperarbeit wieder zum Weinen zu bringen. Das mag für Dich beim ersten Lesen eigenartig klingen und doch lautete ihr Wunsch, ihr klar ausgesprochener Auftrag, ich möchte sie wieder ihren Tränen näherbringen. In ihrem Fall verkapselte sich das Gefühl TRAUERN tief in ihrem Innern, als sie ein Trauma durch einen plötzlichen Todesfall in der Familie erlitt. Sie schaltete damals auf Funktions- und Überlebensmodus und übersprang die komplette Trauerphase. Dadurch trennte sich die Emotion von ihr und stempelte sie für ihr fortwährendes Leben mit einer gewissen Egalität sich selbst und ihren Mitmenschen gegenüber ab. Erst durch eine Behandlungsreihe und das offene Gespräch öffneten sich die Schleusen von außen nach innen, was ihr letzten Endes das Weinenkönnen zurückbrachte.

Dies ist lediglich ein Beispiel dafür, warum ich das Fühlen und das Sich-Spüren als lebenswichtig, ja sogar als ÜBERlebenswichtig erachte. Stell Dir einen Menschen vor, der in allem bis zum Äußersten geht, um sich selbst überhaupt spüren zu können. Sein Leben verläuft bildhaft gesehen im absoluten Zickzack. Er ist nicht in der Lage, ein Mittelmaß zu finden und zielt von einem Extrem zum nächsten. Übertrieben früher Rauchkonsum. Unermessliche Mengen an harten alkoholischen Getränken. Unvorstellbare Mixturen von Rauschmitteln. Barbarische körperliche Gewalt sich selbst und anderen Menschen gegenüber. Und all das ab dem zarten Kindesalter von 11 Jahren. Es ist beinahe ein Wunder, dass dieser Mensch noch lebt, nicht wahr? Er hat all diese selbst zugeführten Torturen überlebt, mit dem Ergebnis, dass mit Mitte 40 beinahe nichts an ihm dort ist, wo es sein soll. Dass an seinem System nichts mehr so ist, wie es sein soll. Erst durch die intensive Zusammenarbeit mit anderem ihn ebenso betreuenden Fachpersonal haben wir ihn so weit wiederhergestellt, dass er leben kann. Allerdings wird er immer Betreuung und Medikation brauchen.

Nun mag bei Dir der Gedanke hochkommen, dass diese beiden Beispiele dem absolut Extremen angehören. JA und Nein lautet da meine Antwort. JA, diese beiden Fallbeispiele sind extrem, wobei sie nicht so selten sind, wie Du vielleicht glauben magst. Diese Fälle werden nur nicht gerne an die Öffentlichkeit getragen, denn sie zeigen und bestätigen, wie sehr sich die Gesellschaft doch gewandelt hat, dass solche Menschen sich kaum getrauen, Hilfe aufzusuchen. Zu groß ist die Gefahr, dafür bemitleidet oder gar geächtet zu werden. Bedauerlicherweise geschieht genau das, was sie befürchten, und es bedarf viel Fingerspitzengefühl, damit sie die Therapie fortführen und sich nicht wieder komplett zurückziehen.

Meines Erachtens sollte Körperarbeit schon sehr viel früher anfangen, und zwar BEVOR es als überdeutliches Symptom am Körper angezeigt wird. Genau hierfür möchte ich durch meine praktische Arbeit und auch durch das Wort als Gesundheitsreferentin sensibilisieren.

Körperarbeit soll am noch gesunden Menschen ansetzen

Körperarbeit für Babies und Kleinkinder
Foto: khoa-pham-9nC7j1gAS84-unsplash

Ich kann mir beinahe bildlich vorstellen, wie Du Dich beim Lesen erstaunt fragst, warum denn bitte Körperarbeit am gesunden Menschen ansetzen soll. An dieser Stelle möchte ich etwas näher auf den Begriff „gesund“ eingehen. Zunächst einmal stelle ich Dir die Frage, was Du persönlich als „gesund“ bezeichnest. Wie ist jemand für Dich, den Du als „gesund“ nennen würdest? Ist dieser Mensch gesund, wenn er arbeitsfähig ist? Mediziner betiteln Menschen mit „gesund“, wenn sie nicht mehr krank genug ist, um krankgeschrieben zu werden. Nehmen wir uns den nächsten synonymen Begriff vor – erwerbsfähig. Diese Begrifflichkeit wird heutzutage sehr gerne für Menschen vor dem Rentenalter benutzt. „Da Herr Karl Mustermann vom Gesundheitszustand als NOCH ERWERBSFÄHIG eingestuft werden kann, wird sein Antrag auf die Frühpensionierung einschlägig beschieden.“ Vielleicht empfindest Du Menschen auch als gesund, die nach einer Operation als intakt und stabil in die Rehabilitation entlassen werden. Wie Du siehst, ist es gar nicht so einfach, „gesund“ klar zu definieren. Für mich als Körpertherapeutin ist jemand gesund, der noch keine nennenswerten Störungen auf körperlicher, psychischer und geistiger Ebene aufweist. Das ist jemand, der noch keine greifbaren oder sichtbaren Störfelder durch Krankheit aufweist und noch keine dauerhaft bleibenden Schäden erlitten hat. Und schon stellst Du Dir die Frage, ob es heutzutage überhaupt noch jemanden gibt, der als „gesund“ genannt werden kann. In der Tat gibt es kaum noch Menschen, die wirklich „gesund“ sind. Darum bin ich der Überzeugung, dass Körperarbeit JEDEN angeht.

Körperarbeit oder Bodywork für JEDERmann und JEDEfrau

Männer wie Frauen sollten sich mit Körperarbeit beschäftigen
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Körperarbeit oder Bodywork tut uns allen gut. Ob Frau oder Mann. Ob jung oder alt. Ob krank oder noch gesund geltend. Unser Körper ist ein absolutes Wunderwerk der Schöpfung und jeder von uns ist von Geburt aus mit einem ausgeklügelten Frühwarnsystem ausgestattet. Wir verlernen lediglich mit der Zeit auf dieses Frühwarnsystem zu achten und danach zu handeln.

Es ist ein Glück, dass wir diese Gabe wieder erlernen können, indem wir Körperarbeit oder Bodywork praktizieren. Der Weg zurück braucht Zeit und Geduld mit sich selbst. Am allerwichtigsten für den Anfang ist der Dialog mit dem eigenen Körper. Ich möchte es Dir an einem einfachen und doch prägnanten Beispiel beschreiben. Stell Dir bitte einen typischen Arbeitstag von Dir vor. Du machst Dich am Morgen ausgehfertig, bringst das Kind zur Schule, schaust das erste Mal auf die Uhr und flitzt noch schnell zum Bäcker, um Dir ein Frühstück mit einem Heißgetränk zu besorgen. Die Schlange beim Bäcker ist lang, die Uhr scheint mit einem Mal schneller zu ticken und Dir läuft im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit davon. Als Du endlich dran bist, ist die erste Stresswelle für den Tag bereits über Dich gerollt und leicht genervt nimmst Du eine Auswahl aus irgendwas – Hauptsache, Du hast etwas zum Essen und kannst schleunigst die Bäckerei verlassen. Und nun frage ich Dich direkt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du Dinge gewählt hast, die Dein Körper tatsächlich braucht? Die Rede ist hier noch nicht einmal von gesunder Ernährung, nein, ich meine an dieser Stelle nur, ob Du auch Dinge gewählt hast, auf die Dein Körper wirklich Appetit hat. Ich wage zu behaupten, dass Du aus Zeitmangel wahllos entschieden hast. Doch ist es wirklich nur aus Zeitmangel? Oder steckt eher der Grund dahinter, dass Du gar keine Idee mehr hast, was Dein Körper wirklich braucht? Genau darauf möchte ich Deine Aufmerksamkeit lenken. Ich möchte Dir bewusst machen, dass Dein Körper Dir durchaus mitteilt, was Du ihm geben sollst. Und alles, was Du zu tun hast, ist Dich darauf zu sensibilisieren, seine Wünsche wahrzunehmen und umzusetzen.

Glaube mir bitte, dass es nicht so schwer ist wie Du vielleicht gerade denken magst. Meinen Patienten gebe ich gerne Aufgaben für den Alltag mit. Schließlich darf das Wiederentdecken von sich selbst und seinen Bedürfnissen ja auch Spaß machen und spielerisch sein. Die Aufgabe ist ein kleines Experiment und besteht darin, einen Wochenmarkt zu besuchen. Es ist ganz egal, zu welcher Jahreszeit sie das tun. Jede Jahreszeit bietet seine Reize für alle unsere Sinne und soll meine Patienten dazu bringen, ihre aktuellen und wahren Bedürfnisse dort wiederzuentdecken. Welche Farben herrschen gerade vor? Welche Gerüche wabern durch Luft? Welchen Geschmack taucht mit einem Mal im Mund auf? Welche Früchte der Natur flüstert der Körper zu? Welches Gefühl taucht auf beim Greifen nach einer Frucht? Wer sich von meinen Patienten auf dieses Experiment einlässt, staunt beim Verlassen des Wochenmarktes, welche wunderbaren Dinge sich in ihrem Korb befinden. Ihr Körper hat ihnen unmissverständlich mitgeteilt, was er gerade in jenem Augenblick braucht, um glücklich zu sein. Kleines Experiment. Einfache Aufgabe. Große Wirkung. Kannst Du es auch spüren?

Und so lässt sich schrittweise das Gespür zum eigenen Körper wieder zurückgewinnen. Mit Sicherheit erfordert es Geduld, Übung und Zeit. Doch es lohnt sich. Die Sinneswahrnehmung ist auf jeden Fall ein Zugang zum eigenen Empfinden.

Lerne Dich selbst besser kennen mit Körperarbeit oder Bodywork

Sowohl in meiner Praxisarbeit als auch beim Unterrichten stelle ich ganz gerne unerwartete Fragen, mit denen mein Gegenüber gerade nicht rechnet. Eine Patientin, die selbst als Therapeutin arbeitet, habe ich mit einer solchen Frage überrascht. Ich fragte sie, wie gut sie sich denn selbst kenne. Wir Therapeuten neigen manchmal dazu, zu vergessen, dass wir nicht nur Therapeuten sind, sondern auch ganz normale Menschen. Und mit meiner obigen Frage wollte ich sie absichtlich von ihrem Therapeutenpodest holen, damit sie sich selbst als Mensch wahrnimmt und sich nicht selbst-therapeutisch analysiert. Fakt ist, dass sie sich in einem Stresskarussell drehte und nicht imstande war, dies zu erkennen.

Wo stehst du gerade? Spürst du dich noch? Hier kann Körperarbeit helfen.
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Wie sieht es denn mit DIR aus? Wie gut kennst Du Dich? Bist Du imstande, mir aus dem Stegreif zu erzählen, wie es Dir geht? Im Laufe meiner Sitzungen stelle ich gezielte Fragen, um meine Patienten auf sich selbst und ihr Hier und Jetzt zu lenken. Eine dieser wichtigen Fragen lautet: „Wie geht es Dir JETZT gerade?“ Zu 99% lautet die kurze und knappe Antwort „gut“. Dass es ihnen gut geht, ist schon einmal gut. Doch wer mich in meiner Arbeit kennt, weiß, dass ich es nicht mit dem Wort „gut“ gut sein lasse. Denn was genau ist denn gerade gut? Wo wird das, was gut ist, gespürt? Wie gut ist „gut“ im Vergleich zu sonst? Mit solchen subtilen Fragen bringe ich meine Patienten dazu, sich selbst besser kennenzulernen, sich viel mehr mit ihrem Sein zu beschäftigen, um dem nahe zu kommen, was wirklich und wahrhaftig zu ihnen gehört und was sie davon aus ihrem Umfeld auf sich projizieren. Ich gebe zu, dass die Beschäftigung mit sich selbst anstrengend sein kann. Wer sich mit sich selbst beschäftigt, läuft Gefahr, etwas Unbekanntes über sich selbst zu entdecken, etwas, das einem fremd oder gar unheimlich ist. Doch ist es wirklich eine Gefahr? Ist es nicht eher eine spannende Reise zu sich selbst? Ich wünschte, es kämen mehr Menschen auf den Trichter, sich selbst besser kennenlernen zu wollen. Um zu entdecken, worin die eigenen Bedürfnisse wirklich bestehen und was davon übernommen wurde und zur Gewohnheit geworden ist.

Aus körpertherapeutischer Sicht lässt sich über das bessere Kennenlernen von sich selbst vieles in den Anfängen ausmerzen, was einmal ein Symptom oder gar eine Krankheit werden könnte. Wenn Du Dich selbst gut kennst, imstande bist, Dich ohne Wertung wie ein Detektiv zu beobachten, wirst Du viel eher erkennen, wenn Du auf Abwegen bist. Um zum Beispiel meiner obigen Patientin zurückzukommen, hätte sie ihr Stresskarussell selbst erkennen können, wenn sie sich besser gekannt hätte. Es ist völlig in Ordnung, dass sie in ihrer Not zu mir gekommen ist, gar keine Frage. Mein Credo lautet, dass jeder Therapeut ab und an einen anderen Therapeuten braucht. Und doch vertrete ich die Meinung, dass wir uns alle viel Leid, Schmerz, Schwere und Weh in unserem Leben ersparen könnten, wenn wir uns mehr mit uns beschäftigten. Denn es gibt genug Phänomene, die wir über die Selbstheilung erkennen und auflösen können. Wir sind alle mit einer Systemintelligenz geboren worden, unserem inneren GPS, ausgestattet mit allem, was wir zum Heilsein brauchen. Auch DU.

Bei sich selbst ankommen, hierbei kann Körperarbeit helfen.
photo: lenin-estrada-tMhS_tZzySg-unsplash

Wenn Du wissen möchtest, wie Du zu Dir selbst zurückfindest und Dich besser kennenlernen möchtest, dann bleibe hier dabei und erfahre in der nächsten Folge, welche Möglichkeiten Du hast.

Vorschau für den nächsten Artikel: Ein Rendezvous mit Dir selbst

Sieh dir hier die Webseite der Autorin Cecilia Batzler an: energetic-witch-academy.de


Cecilia Batzler

zeigt Frauen mit heilerischen Fähigkeiten durch intuitive Körperarbeit Wege in die eigene Praxis mit persönlicher Note. Körperarbeit war noch nie so wichtig wie heute, denn nur wer sich selbst spürt, kann andere Menschen erspüren. Sie macht den Frauen Mut für den Sprung in die Selbständigkeit. Der Wechsel muss nicht schwer sein und wird leichter durch die Erkenntnis der ureigenen Individualität und Originalität. Frei nach dem Motto: „DICH kann’s nur einmal geben.“