Film: „Das System Milch“ – was falsch läuft in der Milchwirtschaft


Dieser Artikel entstand in Anlehnung an den Film: „Das System Milch“ (2017) vom Dokumentarfilmer Andreas Pichler. Milch ist zu einem billigem Rohstoff geworden, der in fast alles reingemischt wird, wie z.B. in Soßen, Dressings, Fertiggerichten, Eiscremes, Teigwaren oder Proteinshakes. Welche weitreichenden Auswirkungen die hochindustrialisierte Milchwirtschaft hat, zeigt dieser Film sehr eindrücklich auf.

Intensivtierhaltung auf Kosten von Mensch, Natur und Tier

Die heutige moderne Milchindustrie ist auf Profit und Wachstum ausgelegt. Die zweckoptimierten Hochleistungskühe sind nach spätestens 5 Jahren „verbraucht“ und müssen zum Schlachter gebracht werden. Dabei hat eine Kuh im Schnitt eine natürliche Lebenserwartung von 20 Jahren. Jedes Jahr muss eine Kuh kalben, denn ohne Nachwuchs, gibt sie auch keine Muttermilch. Nach der Geburt muss ein baldiges abkalben stattfinden. Das heißt, der Mutter wird das Kind entzogen, damit die Milch für den Menschen abgezapft werden kann. Das Kalb bekommt eine billige zuckerhaltige Ersatzmilch, um zu überleben. Kälber sind in den Augen der Milchwirtschaft kaum etwas wert und werden auch als das „Abfallprodukt der Milchindustrie“ bezeichnet. Die weiblichen Kälber werden wieder zu Milchkühen heranwachsen, die männlichen Kälber werden oft schon nach zwei Wochen zum Schlachter gebracht oder an Mastbetriebe verkauft.

Milchwirtschaft beutet Tiere, Menschen und die Umwelt aus.
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Die Zahlen der Milchindustrie

100 Milliarden Euro Umsatz und Produktionsmengen von fast 200 Millionen Tonnen im Jahr. Das ist mehr Geld als die Autoindustrie oder die chemische Industrie macht. Da wir jetzt geklärt haben wie groß und mächtig die Milchwirtschaft ist, wirst du im weiteren Verlauf auch verstehen, warum diese Firmen so viel Macht ausüben können.

Warum ist die Milchproduktion so gestiegen?

Der europäische Markt ist gesättigt von Kuhmilchprodukten, hier ist kaum noch Absatz zu machen. Deshalb dachten sich schlaue Marketingleute – nun machen wir unsere Milch eben anderen Ländern schmackhaft. Natürlich wird auch auf dem asiatischen Markt mit den vermeintlichen gesundheitsfördernden Aspekten des Milchkonsums geworben. Doch ein großer Anteil der Asiaten ist Laktoseintoleranz, wahrscheinlich löst das die Milchindustrie mit Produkten die laktosefrei sind.

Besonders interessant scheint der chinesische Markt. Produkte für Säuglinge oder speziell für Senioren wurden entwickelt. In der Werbung werden gerne Probiotika angepriesen.

Wenn Milch so beliebt ist, warum verdienen die Bauern dann so wenig?

Bauern sind abhängig vom Milchpreis pro Liter, der von der Großmolkereien bestimmt wird, an die sie ihre Milch liefern. Die großen Milchlieferanten investieren derzeit in China, was den Druck auf die europäischen Bauern natürlich noch verstärkt. Nun sollen die europäischen Bauern auch noch den Weltmarkt bedienen.

Milchbauern Proteste in Berlin.

Seit 2008 protestieren die Milchbauern regelmäßig gegen die Dumpingpreise, geändert hat sich bisher nichts. Es wird zu viel Milch erzeugt. So kann der Milchpreis auch nicht steigen, weil ein Überangebot herrscht und so bleibt der Rohstoff Milch weiterhin billig. Ohne EU-Zuschüsse würden die Milchbauern nicht überleben. Warum wird ein Geschäft das offensichtlich nicht von alleine rechnet überhaupt weiter betrieben? In jedem anderen Wirtschaftsbereich würde ein Geschäft eingestellt werden, wenn das System nicht gewinnbringend ist.

Pflanzliche Milchalternativen erobern den Markt.
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Milch-, Joghurt- und Käsealternativen die aus pflanzlichen Zutaten, statt aus Kuhmilch bestehen erobern immer mehr den Markt. Das ist ein nachhaltiger Trend, der sich hoffentlich bald als die neue Norm durchsetzen wird.

Sandra Strixner, Gesundheitsberaterin und Gründerin des Brain Food Magazins

Moment mal, Gewinn bringt es ja. Nur eben nicht für die Bauern, die die Milch herstellen sondern für die Großkonzerne die die Milch abkaufen und weiterverarbeiten zu Milchpulver, H-Milch, Kondensmilch, probiotischem Joghurt, Protein-Shakes, Säuglingsnahrung etc.

Wir als Steuerzahler unterstützen das weltweite Preisdumping der Milchprodukte

Jährlich wird die europäische Landwirtschaft mit 45 Milliarden Euro von der Europäischen Union unterstützt, letztendlich sind das unsere Steuergelder die hier fließen. Erzählt wird uns, unsere Subventionen helfen uns weiterhin billige Lebensmittel angeboten zu bekommen. Die Wahrheit ist, die großen Milchkonzerne investieren aber nicht mehr in Europa, sondern expandieren weiter, nach Afrika und China. Sie kaufen günstig ihre Milch in Europa ein – die wir subventioniert haben – um dann damit den Weltmarkt mit billigem Milchpulver und anderen Milchprodukten zu überschwemmen. Was unsere europäischen Subventionen tatsächlich bewirken? Sie ruinieren den Kleinbauern in Afrika, für den es sich nicht mehr lohnt vor Ort seine Kühe zu melken, weil seine armen Landsleute natürlich das billige europäische Milchpulver kaufen.

Erst dadurch, dass wir als Steuerzahler:Innen unsere Milchbauern mit Steuergeldern finanziell unterstützen kann das Preisdumping von den Großkonzernen weiter betrieben werden.

Das Problem mit der Gülle aus der Milchwirtschaft

Viele Tiere produzieren natürlich auch Massenweise Urin und Kot. Bei der Produktion von einem Liter Milch entstehen umgerechnet etwa drei Liter Gülle. Diese Gülle kommt als Dünger auf die Felder, doch die Pflanzen können wegen dem Überschuss gar nicht alles aufnehmen. Das bedeutet Nitrate sickern ins Trinkwasser und somit kommen sie auch bei uns im Leitungswasser an, denn es findet in den meisten Wasserwerken keine Nitratfilterung statt. (Quelle) Bei der Aufnahme in den menschlichen Körper wandelt sich Nitrat zu giftigem Nitrit um, das karzinogen auf uns wirkt und Krebs entstehen lassen kann. 

Milchwirtschaft schafft auch Gülle.
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Ist Kuhmilch klimaschädlich?

Soja, Getreide und Silage werden durch Gärung zu haltbarem Grünfutter für die Kühe gemacht. Das Tierfutter ist nicht mehr natürlich, was für die Kühe Verdauungsprobleme bedeutet. Kühe können nur ein Drittel der Energie verwerten die in Soja und Getreide enthalten sind. 70 % der konventionell gehaltenen Tiere werden überwiegend mit Mais und Soja gemästet. Das Soja stammt häufig von den Gentechnik-Plantagen Brasiliens und Argentiniens für die Regenwaldfläche gerodet wird. (Quelle)

Kühe werden mit Silage gefüttert, damit die Milchwirtschaft sie billig ausbeuten kann.
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Ist Kuhmilch gesund?

Seit den Fünfziger Jahren stieg die Milchproduktion an, weil Werbung mit den gesundheitlichen Vorteilen der Kuhmilch gemacht wurde. Empfohlen werden 2 bis 3 Portionen Kuhmilch pro Tag. Wie sollen wir das für die ganze Menschheit decken? Warum überhaupt soll die Muttermilch einer anderen Spezies so überlebenswichtig für uns sein? Ist Milch wirklich gesund? Das kläre ich im nächsten Artikel.

Bitte bleib gesund, alles Liebe.


Sandra Strixner

ist eine Genussweltenbummlerin die gerne neue Länder und Kulturen entdeckt. Rezepte auf Pflanzenbasis zu entwickeln lässt ihr Herz höher schlagen. Sie ist ein Green-Networker und beschäftigt sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Ernährungslehre und Tierschutz. Als geprüfte Fachberaterin für holistische Gesundheit darf sie Menschen dabei begleiten sich selbst zu heilen.


Photocredits Titelbild: Yuchynskyi


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