Seit 2021 mache ich eine Weiterbildung zur traumasensiblen Yogalehrerin. Ich bin so begeistert von diesen einfachen und entspannenden Übungen, die so viel bewirken können. Meiner Meinung nach, kann diese Form des Yogas nicht nur heilsam für traumatisierte Menschen sein, sondern auch für alle die zur Ruhe kommen möchten und sich sicher und geborgen im eigenen Körper fühlen wollen.
Was ist Traumayoga?
Es gibt professionell ausgebildete Trauma-Yoga-Coaches, die Menschen dabei helfen können, emotionalen Belastungen durch eine Kombination von Yoga-Praktiken und Trauma-Sensibilität zu lösen. Traumayoga ist ein spezieller Ansatz, der auf den Bedürfnissen von Menschen mit Traumata basiert. Es integriert die Prinzipien der Traumatherapie und beruhigende Yogaübungen, um Körper, Geist und Seele zu unterstützen Traumata besser aufarbeiten zu können.
Was sind Traumata?
Bei Traumata handelt es sich um körperlich und/oder psychisch schmerzhafte Erfahrungen, die das Nervensystem überwältigen und tiefe Spuren hinterlassen können. Das können beispielsweise traumatische Ereignisse wie Unfälle, Missbrauch, Verluste oder Kriegserfahrungen sein. Traumata können zu anhaltendem Stress, Angst, Depressionen und anderen psychischen und körperlichen Problemen führen.
Wie kann Traumayoga bei Traumata eingesetzt werden?
Im Trauma-Yoga werden sanfte Körperhaltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama), Meditation und Achtsamkeitspraktiken angewandt, um den Körper zu beruhigen, die natürliche Regulation des Nervensystems zu fördern und traumatische Energie sanft und langsam freizusetzen. Die Übungen werden behutsam angeleitet und an die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Teilnehmenden angepasst. Im nächsten Beispiel wirst du wahrscheinlich merken, warum sich hier auch eine Einzelbegleitung lohnt.
Beispiel für eine Übung aus dem Traumayoga: Körpermeditation
Diese Meditation wird am besten im Einzelsetting mit einem Trauma-Yoga-Coach durchgeführt. Das hilft dir deine Aufmerksamkeit wirklich bei dir und deinem Körper zu behalten. Die anleitende Person, führt dich langsam durch den Körper und benennt Körperteile in die du hineinspüren darfst. Es ist immer als Einladung formuliert und du selbst entscheidest, wieviel Spüren im Moment für dich möglich ist.
Ziel dieser Meditation ist es nicht deine Gefühle und Empfindungen zu beeinflussen, sondern lediglich mit allem was aufkommt in Akzeptanz sein zu können. Manchmal kommen auch keine eindeutig zu benennenden Gefühle hoch, sondern Körperreaktionen wie Taubheit, Kribbeln, Wärme, Schwitzen oder Schmerzen – aber auch das Gefühl von Abgeschnittenheit von einem oder mehreren Körperteil/en kann auftreten.
Traumatisierte Menschen fühlen sich oft im eigenen Körper so unsicher, dass sie sich davon abspalten und lieber nichts spüren (Dissoziation). Die Körpermeditation macht es möglich langsam wieder Freundschaft mit dem eigenen Körper zu schließen, denn ein Leben ohne Verbundenheit mit dem Körper ist auf Dauer kein schönes Leben.
Meine Selbsterfahrung mit dem Traumayoga
Mir persönlich geht es so, dass wenn ich in angeleiteten Gruppenmeditationen sitze, meine Gedanken eher abschweifen. Anstatt mich auf die Meditation zu konzentrieren, bin ich im Kopf, analysiere Probleme oder frage mich was ich heute zu Mittag essen möchte. Nicht gerade der Zustand des inneren Friedens den ich erreichen möchte.
Da saß ich nun in der Einzelarbeit mit einer anderen Auszubildenden und wir gaben uns in Zweier-Teams gegenseitig ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie führte mich gerade durch die Körpermeditation im Sitzen und sagte:“Lenke deine Aufmerksamkeit nun auf den Unterarm, spüre deinen Unterarm“. Ein Kribbeln von meinen Schultern lief meine Arme hinunter bis zum Unterarm und ich spürte richtig wie mein Körper Energie dorthin leitete.
Ihre Aufmerksamkeit und liebevolle Anleitung machte es leicht für mich in der Meditation zu bleiben und mich selbst zu erfahren. Du darfst wissen, ich habe Asthma, dieses Thema begleitet mich schon seit der Kindheit. Krankheiten der Lunge werden auch mit Trauer in Verbindung gebracht, diese Trauer spüre ich oft sehr deutlich auf meiner Brust liegen. Es fühlt sich dann häufig an wie ein schwerer Stein.
Als wir in der Körpermeditation bei meinem Brustkorb angelangten, wurde mir ganz plötzlich sehr warm im Brustraum. Mein Lehrer sagt gerne: „Wärme bedeutet freigesetzte Energie.“ Ich fühlte mich nach der Meditation wesentlich freier auf der Brust und konnte Selbstliebe und Selbstmitgefühl für mich aufbringen. Ich bin heute der festen Überzeugung, dass feststeckende Traumaenergie uns im Leben behindert, ja sogar krank machen kann. Die Freisetzung dieser Energie, führte für mich zu mehr Energie die mir nun zum Leben zur Verfügung steht.
Meine wichtigste Erkenntnis nach all den Jahren Coaching, Ausbildungen und Therapien:
Was ist darf sein, was sein darf ändert sich.
Quelle Unbekannt
Das Einfache und doch so oft schwierig anzuwendende Rezept, um deine Gefühlsblockaden zu lösen:
- Fühlen was hochkommt
- Anerkennung des Gefühls / des Nicht-Gefühls (Taubheit) / des Körperschmerzes
- Das Gefühl kann sich durch die Akzeptanz lösen
Diesen Ablauf darfst du öfter üben, denn auch ich erwische mich nach vielen Jahren Üben noch dabei wie ich versuche mich abzulenken, wenn ich etwas nicht fühlen möchte. Das Verdrängen und Herunterschlucken kann dann zu Verspannungen, Schmerzen und anderen Symptomen führen. Der Widerstand gegen ein Gefühl ist unteranderem ein Grund für das Festhalten daran.
Der Kern des Traumayogas ist die Traumasensibilität und die Selbstregulation
Ein wichtiger Aspekt von Trauma-Yoga ist die Trauma-Sensibilität. Das bedeutet, dass der Trauma-Yoga-Coach ein Verständnis für die Auswirkungen von Traumata hat und einen sicheren und geschützten Raum schafft, in dem die Teilnehmenden sich wohlfühlen und ihr individuelles Tempo bestimmen können. Es geht nicht darum, traumatische Erfahrungen verbal aufzuarbeiten oder zu analysieren, sondern darum, die Selbstregulation des Körpers zu stärken und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Das Verstehen der vergangenen Ereignisse kann in einer Gesprächstherapie aufgearbeitet werden, doch woran es den meisten Menschen fehlt, ist ein Verständnis für die Auswirkungen von Traumata auf den Körper, hier kommt das Traumayoga ins Spiel.
Trauma-Yoga kann eine wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen Gesprächstherapie sein, da es den Körper mit einbezieht und somatische Erfahrungen nutzt, um Heilung auf ganzheitlicher Ebene zu unterstützen. Es kann helfen, die Verbindung zwischen Körper und Geist wiederherzustellen, Stress abzubauen, Ängste zu mindern und die Resilienz zu stärken.
Das Brain Food Magazin empfiehlt, bei seelischen Beschwerden und Belastungen durch Traumata unbedingt auch Hilfe von Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen in Anspruch zu nehmen.
Meine Ausbildung zur Trauma-Yoga-Coachin durchlief ich bei TSY. Die Gründer:innen haben auch ein hilfreiches Buch mit Übungen und Fallbeispielen aus der Praxis geschrieben, das ich dir gerne weiterempfehlen möchte.
Buchempfehlung
Vergiss nicht, du bist wertvoll und darfst deinen Problemen und Gefühlen Aufmerksamkeit schenken. Jeder Schritt zur Verbindung zu dir selbst, ist ein Schritt Richtung Heilung.
Sandra Strixner
ist eine Genussweltenbummlerin die gerne neue Länder und Kulturen entdeckt. Rezepte auf Pflanzenbasis zu entwickeln lässt ihr Herz höher schlagen. Sie ist ein Green-Networker und beschäftigt sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Ernährungslehre und Tierschutz. Als geprüfte Fachberaterin für holistische Gesundheit darf sie Menschen dabei begleiten sich selbst zu heilen.
Die hier aufgeführten Informationen dienen ausschließlich der Wissensvermittlung und stellen keine Heilversprechen oder allgemeingültige Empfehlungen dar. Des Weiteren ersetzen sie keinen Arztbesuch. Bitte wende dich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Arzt oder Apotheker.
Quellenangaben
https://www.traumasensiblesyoga.de
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