Das Zitat habe ich frei aus dem Englischen übersetzt: Empathie heißt Echos einer anderen Person in dir selbst wiederzufinden. (Empathy is about finding echoes of another person in yourself.) Es stammt vom pakistanischen Schriftsteller Mohsin Hamid.
Als Kinder lernen wir Empathie, das Hineinfühlen in andere Lebewesen, manche Erwachsene haben zu dieser Fähigkeit nur noch wenig Zugang. Oft ist das Ausklammern des Mitfühlens gewollt, zu groß sei der Schmerz der damit verbunden ist. In diesem Artikel möchte ich näher darauf eingehen wie wichtig Emphatie im Alltag ist und wie man den Unterschied zwischen Mitfühlen und Mitleiden erkennen kann. Wer tiefe zwischenmenschliche Bindungen eingehen möchte wird an dem Thema Emphatie nicht vorbeikommen. Jeder Mensch wünscht sich ein ehrliches Interesse von seinen Mitmenschen an seiner Gefühlswelt. Einfühlungsvermögen ist sehr wichtig für unsere Beziehungen mit Freunden, der Familie und natürlich auch in der Arbeitswelt. Es ist der Schlüssel zur friedlichen Konfliktbewältigung. Aber was ist wenn wir hier nicht weiterkommen, kann man Emphatie auch noch nachträglich erlernen?
Was Empathie nicht ist
Stell dir vor ein Freund/eine Freundin kommt niedergeschlagen mit der Neuigkeit zu dir, dass sein/ihr geliebtes Haustier gestorben ist. Wie könntest du reagieren?
- Informationen erfragen: „Wann und woran genau ist denn dein Meerschwein gestorben?“
- Belehren: „Beim nächsten Mal weißt du dass Meerschweinchen nicht lange leben …“
- Ratschläge: „Sprich doch mal mit meiner Freundin Kathrin. Ihre Katze ist letzten Monat überfahren worden und sie hat diesen Verlust gut bewältigt.“
- Eins draufsetzen: „Das ist noch gar nichts, letzten Monat ist mein Hund gestorben …“
- Erklären: „Leben und Tod gehören untrennbar zusammen …“
- Geschichten erzählen: „Das erinnert mich an den Verlust meiner Tante, die vor 10 Jahren …“
- Trösten: „Das wird schon wieder, du wirst drüber wegkommen …“
- Widersprechen: „Jetzt übertreib es mal nicht, sei froh, dass es sich nicht um einen Menschen handelt, den du liebst …“
- Verhören: „Wie lange hat denn sein Todeskampf gedauert …“
- Verbessern: „Sei nicht traurig, das ist gar nicht so schlimm – es gibt so viele Tiere, die sich über ein gutes Zuhause freuen würden…“
All diese Beispiele zeugen nicht von großem Einfühlungsvermögen und ich bin mir sicher wir haben alle mindestens schon einmal eine dieser Varianten bei Gesprächen verwendet. Bei mir waren gut gemeinte Ratschläge – die leider Fehl am Platze waren – definitiv schon mal dabei.
Empathie ist erlernbar
Mit etwa anderthalb Jahren beginnen Kinder den Unterschied zwischen sich „Selbst“ und den „Anderen“ zu erkennen. Auf einmal erkennt sich das Kind im Spiegel oder auf Fotos. Als nächstes folgt die sogenannte Autonomiephase, auch manchmal Trotzphase genannt, in der das Kind einen ausgeprägten Eigensinn an den Tag legt. Auch wenn man es kaum glauben mag, diese Phase ist sehr wichtig um Mitgefühl und Emphatie zu entwickeln. Das Kind begreift sich auf einmal als eigenständiges Wesen und kann dadurch auch unterscheiden zwischen den eigenen Gefühlen und denen der Anderen. Wichtig für das Kind um Emphatie zu entwickeln ist natürlich auch die Beobachtung des Verhaltens der Eltern. Wird getröstet und über Probleme gesprochen daheim? Oder werden Probleme abgetan und Gefühle unterdrückt? Eine gewisse Portion an Einfühlungsvermögen bekommt man also aus dem eigenen Umfeld, wie dem Elternhaus mit. Den Rest können und sollten wir uns selbst aneignen. Selbst wenn du beim Lesen dieses Artikels feststellst Fehler gemacht zu haben, dann sei dir darüber bewusst, dass das Leben zum Lernen da ist und es normal ist nicht immer perfekt reagieren zu können.
Empathie versus Mitleid
Vielleicht hast du schon mal mit einem Menschen zu tun gehabt der an Depressionen erkrankt war, gerade an diesem Beispiel lässt sich gut feststellen wie schwer es ist sich abzugrenzen und wie leicht man selbst als Helfender in den Sog der Traurigkeit gerät. Du fühlst den Schmerz, die Trauer und die Hilflosigkeit so stark, dass du diesen Menschen irgendwann nicht mehr ertragen kannst. Du hast soviel von deiner Energie gegeben, dass du keine Stütze mehr sein kannst weil dir selbst die Kraft dazu fehlt. Mitleiden macht dich auf Dauer selbst krank.
Empathie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie:
Als Empathie (griech. = Mitfühlen) bezeichnet man die Fähigkeit eines Menschen, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, seine Gefühle zu teilen und sich damit über sein Verstehen und Handeln klar zu werden. Folglich umfasst Mitgefühl im Gegensatz zu Mitleid unter anderem auch die Mitfreude, ist also nicht nur auf Leid beschränkt. Beim Mitfühlen vollziehst du innerlich einen Perspektivwechsel und versetzt dich in die Position des anderen um die Welt aus seiner Sicht zu sehen.
Gesundes Mitfühlen
Was kannst du tun wenn du dich ausgezehrt fühlst vom Mitfühlen? Erst einmal muss klargestellt sein, dass ein Mensch mit depressiven Verstimmungen eine Krankheit hat und deshalb auch eine ärztliche Behandlung benötigt. Bei einem Knochenbruch sagt auch niemand, das wird schon von selbst wieder. Nein, man geht ins Krankenhaus, lässt sich behandeln und durchläuft eine Regenerationsphase. Also braucht ein Mensch mit seelischen Problemen auch Hilfe und das meistens von mehreren Seiten. Freunde und Familie sind dabei eine große Hilfe aber können nicht die alleinige Stütze einer Person sein. Wenn du dich ausgezehrt fühlst durchs Helfen dann sag das deinem Freund, deiner Freundin oder Partner/Partnerin auch. Geht dir als Helfender die Kraft aus, dann versuche nicht einfach von der Bildfläche zu verschwinden, zeige stattdessen deinem Gegenüber liebevoll eine Grenze auf. Sprich davon wie du dich fühlst und findet gemeinsam eine Lösung!
Empathie verbindet Menschen
Emphatisch zu reagieren heißt, herauszufinden wie es dem anderen geht, Fragen nach seinen Gefühlen und Bedürfnissen zu stellen. Fühlt sich der andere verstanden wird man ihm die Erleichterung wahrscheinlich ansehen, seine Gesichtsmuskeln glätten sich, seine Schulterpartie entspannt sich. Manchmal folgt auch einfach Schweigen, dann kann man als guter Freund und Zuhörer auf Nummer sicher gehen und fragen: Willst du mir noch etwas sagen? Interesse am anderen zu zeigen, heißt auch mal die eigenen Interessen, Wünsche und Bedürfnisse zurückstellen zu können und die andere Person in den Mittelpunkt zu rücken. Nimm dir Zeit für deine(n) Partner:in, deine(n) Freund:in und höre aufmerksam zu. Versuche zu verstehen was der andere erlebt hat und wie er es erlebt hat.
Alles Liebe,
Sandra Strixner
ist eine Genussweltenbummlerin die gerne neue Länder und Kulturen entdeckt. Rezepte auf Pflanzenbasis zu entwickeln lässt ihr Herz höher schlagen. Sie ist ein Green-Networker und beschäftigt sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Ernährungslehre und Tierschutz. Als geprüfte Fachberaterin für holistische Gesundheit darf sie Menschen dabei begleiten sich selbst zu heilen.